Angesichts nötiger Anstrengungen, die sich verschlimmernde Wirtschaftskrise zu überwinden, wächst in der Bevölkerung das Unverständnis über bekannt gewordene Planungen, die Transrapid Versuchsanlage ab Ende Juni 2009 zu schließen. Am vergangenen Mittwoch signalisierten die Vertreter der Systemindustrie Herrn Wirtschaftsminister Hirche gegenüber keinerlei Bereitschaft, die Versuchsanlage weiter zu unterstützen. Zahlreiche Stellungnahmen hierzu warnten vor den negativen Folgen.
Dazu schreibt die Ostfriesenzeitung am 13.12.2008:
"Nun
unsere Prophezeiung: Thyssen schließt die Versuchsanlage im Emsland.
Der Konzern wird die Patente an die Chinesen verkaufen, die den
Schwebezug in ein paar Jahren in die ganze Welt verticken werden. Wir
sehen schon die Eröffnung der Strecke Amsterdam – Groningen – Leer –
Hamburg mit viel Tam-Tam und Ching-chang-chong und Lobreden der Leute,
die den Transrapid heute zu teuer finden."
Der Verein Deutscher Ingenieure e.V. [VDI] nahm hierzu am 11.12.2008 Stellung:
"Für
die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Technologiestandortes
Deutschland wäre das Aus der Teststrecke im Emsland ein großer
Rückschritt. 'Nachdem der Bau einer Referenzstrecke seit mehr als 20
Jahren politisch nicht gewollt ist, muß die Versuchsanlage als
Demonstrationsobjekt erhalten bleiben. Sie ist Voraussetzung, um
überhaupt Exportchancen offen zu halten. Ansonsten werden die bisher
getätigten Investitionen in diese Technologie gänzlich abgeschrieben
und wertvolles Know-how aufgegeben', so Wanduch weiter. Wenn
Deutschland auf Grund von wieder einmal vorgeschobenen Kostengründen
jetzt den
Anschluß verliert, wird es erneut von anderen Nationen in einer
Zukunftstechnologie abgehängt.
Der Transrapid ist eine der bedeutendsten Zukunftstechnologien
Deutschlands. Er besitzt gegenüber dem herkömmlichen Rad-Schiene-System
erhebliche wirtschaftliche, verkehrspolitische und technische Vorteile,
die nun aller Voraussicht nach zukünftig von anderen Ländern
weiterentwickelt und kommerziell auch erfolgreich umgesetzt werden."
Der Kommentar der Neuen OZ lautete bereits am 10.12.:
"Das
Hauptübel liegt darin, daß die Industrie das hochinnovative Projekt
fallen läßt wie eine heiße Kartoffel. Über viele Jahre haben sich
Firmen wie ThyssenKrupp und Siemens die Entwicklung und Erprobung der
Schwebebahn mit Steuergeldern in Milliardenhöhe bezuschussen lassen -
aber sich selbst als unfähig erwiesen, das neue System (mit Ausnahme
einer Anwendungsstrecke in Schanghai) zu vermarkten.
Gewiß hat auch die Hasenfüßigkeit der Politik bei der Durchsetzung
von Transrapid-Routen in Deutschland dazu beigetragen, das
zukunftsträchtige Verkehrssystem auszubremsen. Aber etwas längerer Atem
stünde strategisch operierenden Konzernen angesichts eines sich ständig
wandelnden Umfelds - man denke nur an die dramatischen Radprobleme beim
ICE - gut zu Gesicht. Doch statt sich den Transrapid mit Hilfe der
Teststrecke zumindest als Option fit zu halten, dürfte die
Spitzentechnologie nun wohl eher nach China oder sonstwo verscherbelt
werden. Ein Trauerspiel!"
Nach Ansicht von Prof. Flessner hat die deutsche Transrapid-Technologie weltweit nur dann Chancen,
"...
wenn die Entwicklung der Technik in Deutschland weitergeht, die
Produktion in Deutschland nachhaltig erhalten bleibt und dafür die
Transrapid-Versuchsanlage im Emsland TVE weiterhin betrieben wird". Nur
wenn auch eine deutsche Anwendungsstrecke gebaut wird, würden
Interessenten im Ausland, besonders aber aus dem Nahen Osten darauf
vertrauen, daß in weiteren Jahren noch ein Kundenservice und eine
Ersatzteilbewirtschaftung für die Systemkomponenten bestehen werden;
sie blieben sonst mit Sicherheit bei der Rad-Schiene-Technik", so
Flessner.